These: Bessere Arbeitsteilung kann den Fachkräftemangel entschärfen.

Fachkräftemangel, Nachwuchssorgen - deutsche Unternehmen schreien nach qualifizierten Mitarbeitern. Wie schon oft bemängelt, fordern sie dabei gern sofort voll ausgebildetes Personal und sorgen nicht selbst für Nachqualifizierung auf Aufstieg ihrer eigenen Mitarbeiter. Außerdem scheuen Manager und Controller Stellenaufbau wie der Teufel das Weihwasser. Maschinen, Computer, Dienstleister, das wird alles gern genommen und mit Millionenbudgets finanziert - aber Mitarbeiter in Festanstellung? Bloß nicht!

Wie kann also ein Großunternehmen trotz Stellenstagnation absichern, dass es über ausreichend Fachkräfte mit Innovationspotenzial verfügt? Indem es bei der Nachbesetzung von Stellen ausschließlich Fachkräfte einstellt und diese dann auch Arbeiten mit erledigen müssen, für die früher Team-Assistenzen, Sekretariate, Arbeiter oder sogar Hilfsarbeiter zuständig waren. Deren Aufgaben werden jetzt in Häppchen geteilt und den Fachkräften aufgetragen. ("Das machen Sie doch nebenher.") So kommt es, dass eine Fachkraft, die früher 100 % ihrer Arbeitszeit in Aufgaben ihrer Fachqualifikation stecken konnte, heute nur noch maximal zu 70% Aufgaben erledigt, die dem inhaltlich entsprechen. Die übrigen 30% sind zeitintensive Aufgaben, für die die Fach-Ausbildung und -erfahrung des Mitarbeiters keine Rolle spielt.

In den Büro-Jobs sind das oft Aufgaben wie Briefe tippen, Termine organisieren, Räume und Catering buchen, Reisebuchungen und Reiseabrechnungen machen, Präsentationen in Powerpoint erstellen, sich um Post oder Entsorgungsfragen kümmern, Verwaltungsakte mit Einkauf oder Personalbüro , Büromaterial beschaffen, IT-Zugänge für sich oder andere regeln, Absagen oder auch Weihnachtskarten schreiben u.ä. In den handfesteren Jobs gibt es immer weniger Hilfsarbeiter, die auf Anweisung arbeiten und zum Beispiel dafür sorgen, dass die Fachkräfte alle nötigen Werkstoffe am Platz haben oder direkt zur nächsten Aufgabe gehen können, statt sich mit Aufräumen, Putzen o.ä. aufzuhalten.

Bei vier Fachkräften, also 400 % Arbeitszeit, belegen inzwischen mindestens 120% davon einfachere Tätigkeiten - das ist mehr als die Arbeitskraft einer dieser vier Personen. Natürlich zum Preis der Fachkräfte. Ganz abgesehen von der reinen Effizienzfrage werden die 4 Fachkräfte stärker belastet, weil die Aufgaben auf Sekretariatsniveau o.ä.üblicherweise zeitkritisch bearbeitet werden müssen, sich also nicht "nebenher" erledigen lassen. Das Frustrationspotenzial ist ebenfalls hoch, wenn Teile der eigentlichen Aufgaben liegenbleiben zugunsten der Assistenzarbeiten.

Gleichzeitig stehen draußen im Arbeitsmarkt immer mehr Menschen ohne Abitur und ohne Studium auf der Straße oder stecken in prekären Arbeitsverhältnissen fest. Zu allem Überfluss erfahren sie eine völlig ungerechtfertigte Abwertung in der Gesellschaft. Das Phänomen des Rückgangs der Arbeitsteilung wird viel zu selten genannt, in der Diskussion um die sich öffnende "Schere" in der Gesellschaft zwischen arm und reich, zwischen arbeitend und arbeitslos.

Das und die übersteigerten Ansprüche der Personalabteilungen, die für eine Kaufmannslehre inzwischen Abitur verlangen und als qualifizierte Sachbearbeiter nur Studierte einstellen, führt zu eine Kanalisierung im Arbeitsmarkt, die eigentlich nur Verlierer hinterlässt:
- Arbeitslose und prekär beschäftigte mit schwindenden Chancen
- frustrierte Akademiker nahe dem Burnout
- Unternehmen, die für mindestens 30% der Arbeiten zu viel bezahlen.

Unternehmen und Politik sollten also den Schrei nach Fachkräften überdenken und sich wieder auf die Arbeitsteilung als Basis des Wirtschaftens zurückbesinnen. Eine Arbeitsteilung in der Diplomkaufmann (oder -frau) die Entlastung durch eine Teamssistenz wertschätzt und die Teamassistenz einen sicheren und geregelten Job hat, auch ohne bis zum Alter von 24 Jahren in Schule und Studium festzusitzen. Beide haben dann, gemessen an ihrer Investition (Zeit und Geld) in Bildung verhältnismäßig gute Arbeitsplätze und das Unternehmen spart sogar noch dabei. Zumindest eine Stellschraube gegen Fachkräftemangel und Sozial-Schere ist dann gedreht.

Rohe Botschaft

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Definition: These

Eine These ist ein Gedanke oder Satz, dessen Wahrheitsinhalt eines Beweises bedarf. (wikipedia) Das bedeutet auch: sie lädt ein zur Überprüfung.

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